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Wien, 22. November 2009
Qualität im Gesundheitswesen
Das Thema des dritten Club – Dialogs an diesem sehr ereignis- und informationsreichen Clubwochenende war „Qualität im Bereich Gesundheit & Soziales“. Drei Experten für Theorie und Praxis von Qualität im Gesundheits- und Sozialsystem (Mag. Christine Schubert-Gruy, Prof. Dr. Eugen Hauke und Dr. Gerhard Fülöp) ermöglichten im Dialog exklusive Einblicke hinter die Kulissen relativ abstrakter Begriffe wie „Qualitätsmanagement“ oder „Fehlermeldesysteme" im Sinne von lernenden Organisationen und Systemen.

Ganz grundsätzliche Fragen wurden aufgeworfen und diskutiert. So zum Beispiel was Qualität im Bereich Gesundheit und Soziales überhaupt bedeutet und inwieweit Qualität hier messbar ist. Die Ansichten darüber könnten gegensätzlicher nicht sein in Öffentlichkeit und bei Systempartnern. Sie reichen von „wenn ich zur Milchfrau gehe, ist es für die Qualität egal ob sie 5 oder 300 Liter Milch verkauft, weil es bleibt die gleiche Milch“ bis zu „die Fallzahl ist maßgeblich für die Qualität“, wie es im Österreichischen Strukturplan Gesundheit festgehalten ist.

Ein Zertifikat oder „ein Pickerl, das jeder will“ mache allein noch keine Qualität aus, sondern kann nur eine Basis für Qualität sein. Einig war man sich in dem Punkt der Notwendigkeit der Einführung von Qualitätsstandards und dass nur eine schrittweise Einführung derselben sowie begleitendes Change Management zum Erfolg führen. Und dies unter der Bedingung eines möglichst geringen zusätzlichen administrativen Aufwandes, um nicht im sprichwörtlichen Papierkram zu ersticken. Diskutiert wurde auch, ob ökonomische Anreize probate Steuerungsmechanismen wären, um Qualitätsstandards bei den Akteuren interessanter zu machen. Wohin geht die Entwicklung in Österreich?  Etwa in Richtung Deutschland wo man das amerikanische „Pay for Performance“ immer mehr praktiziert? Ist Freiwilligkeit in der Umsetzung von Standards ein wichtiger Punkt? Abschließend  formulierten die Dialog-PartnerInnen ihre Vorschläge für eine Verbesserung. So meinte Prof. Hauke, dass nur eine Kultur der vorgelebten Veränderung tatsächlich nachhaltige Veränderung in künftigen Generationen bewirken würde vor allem weil das „österreichische Beharrungsvermögen“ enorm sei.  Für Mag. Schubert-Gruy ist vor allem die Interdisziplinarität eine notwendige Bedingung für konstruktive gemeinsame Umsetzung von Fehlermanagement, während es Dr. Fülöp vor allem um einen Shift von  „eminenzbased“ zu evidencebased geht, wenn von Heilkunst die Rede ist und um eine Kommunikationsverbesserung zwischen den Beteiligten. Er merkte  an , dass es hier vor allem auch von Seiten der Politik zu einem Umdenken kommen müsse, um die derzeitigen Strukturen sinnvoll umzugestalten.

Mit diesem sehr spannenden und unterhaltsamen Dialog, bei dem auch einige Lacher nicht fehlen durften, endete das zweite Clubwochenende.

Erich Vyskocil, Mentee 2009/10